Stellungnahme zur Behandlung des Bürgerantrags im UVA im Oktober 2023

Am 24.10.23 wurde der Bürgerantrag “Ausbau der Stromerzeugung mit erneuerbaren Energien unter Bürgerbeteiligung in Oberhaching“ im UVA behandelt.

Damit Oberhaching die bayerischen Vorgaben einhält und bis 2040 in den Bereichen (lokaler) Verkehr, Strom und Wärme klimaneutral wird, müssen

• ca. 100.000 MWh Strom pro Jahr regenerativ lokal erzeugt werden. (Zur Erinnerung 1 GWh = 1.000 MWh = 1.000.000 kWh). Der Anteil erneuerbarer Energie 2020 betrug 55%.
• Der Wärmebedarf deutlich verringert und fast komplett durch Geothermie gedeckt werden (120.000 MWh). Der Anteil erneuerbarer Heizwärme am totalen Wärmebedarf in Oberhaching betrug 2020 28%.
• Der lokale Verkehr zu 100% durch E-Autos abgedeckt sein. 2020 wurden lediglich 6% Elektrifizierung erreicht.

 

Während die Umstellung auf E-Autos und der Anschluss an die vorhandene Geothermie im Ermessen jedes einzelnen Bürgers und jeder einzelnen Bürgerin stehen, muss der regenerativ erzeugte Strom erst einmal zur Verfügung stehen. Laut Verwaltung sollen die angezielten 100.000 MWh wie folgt erzeugt werden:

1. 18.000 MWh via Windenergie (2 Windkraftanlagen). Aktuell gibt es keine Windräder und damit auch 0 MWh
2. 28.800 MWh mit Dach PV. 2020 wurde 5860 MWh generiert.
3. 15.000 MWh mit Freiflächen PV (ca. 15 Hektar. 0 MWh 2020)
4. 35.000 MWh mit Geothermie (0 MWh an der beteiligten Geothermieanlage Taufkirchen und 16.300 MWh mit der Grünwalder Geothermieanlage in Laufzorn).

 

1. Windkraftanlagen (WKAs):

Oberhaching hat keine Gemeindeflächen für Windkraft gemeldet. Man setzte darauf, dass der Regionale Planungsverband (RPV) den Perlacher Forst als Vorranggebiet ausweist und hier die notwendigen WKAs errichtet werden können. Inzwischen ist bekannt geworden, dass sich der RPV mit seinem Vorsitzenden – unserem Bürgermeister Stefan Schelle – dagegen ausgesprochen hat.

Ohne Windkraftanlagen vor Ort, fehlen uns in Oberhaching 18.000 MWh!

2. Strom durch PV auf dem Dach:

Hier kommt es neben der Gemeinde wieder auf jeden einzelnen Bürger und jede einzelne Bürgerin an. Das bedeutet aber auch, dass jedes 2. Dach in Oberhaching eine PV-Anlage braucht. Um merklich schneller im Ausbau zu werden, hat die Grüne Fraktion bereits vor 3 Jahren die anderen Fraktionen davon überzeugt, jedes Jahr 100.000€ in den Ausbau der PV auf Gemeindedächern zu investieren.

3. Strom durch Freiflächen-PV:

Nachdem der Gesetzgeber die Gebiete an der Autobahn als Vorranggebiete für Freiflächen-PV ausgewiesen hat, braucht es keine Zustimmung mehr von Seiten der Gemeinde. Dieser Gesetzesänderung ist es zu verdanken, dass der erste Privatmann bereits in die Freiflächen-PV investiert hat und diese 2024 regenerative Energie ins Netz speisen kann.

Die Gemeinde ist hier deutlich langsamer. Wenn wir Glück haben, wird es 2024 die erste Freifläche mit Bürgerbeteiligung am Pöttinger Feld geben. Dank Privateigentümer, die die finanziellen Chancen der Freiflächen-PV erkannt haben, ist das Ziel von 15.000 MWh bis 2020 als machbar einzuschätzen.

So wichtig die Stromgewinnung aus PV ist, sie hat den Nachteil, dass nachts – wenn die Sonne nicht scheint – kein Strom und im Winter nicht ausreichend Strom produziert werden kann. Um unseren Stromverbrauch zu decken, braucht es andere Energielieferanten.

4. Strom durch Geothermie:

Wenn wir in Oberhaching von Geothermie reden, reden wir von Wärme. Bisher erzeugt die Geothermieanlage in Taufkirchen, bei der wir Minderheitengesellschafter und an die wir angeschlossen sind, ausschließlich Wärme. Es gibt noch die Geothermieanlange in Laufzorn. Diese steht zwar auf Oberhachinger Flur, gehört und versorgt aber ausschließlich Grünwald mit Wärme und – wenn Überschuss an Energie herrscht – auch mit Strom. Wir Oberhachinger sind an das Netz nicht angeschlossen.

Es wird aktuell daran gearbeitet, dass auch „unserer“ Geothermieanlage in Taufkirchen Strom produzieren wird. Es muss einem aber bewusst sein, dass die Effizienz von Strom durch Geothermie nur bei 10 % liegt. So wird auch der mit Geothermie produzierte Strom zwangsläufig teuer. Mit den bisherigen 2 Bohrungen ist der Strombedarf nicht zu decken. Es sind weitere Bohrungen notwendig, deren Kosten pro Bohrung im zweistelligen Millionenbetrag liegen. Wenn sie überhaupt realisierbar sind.

Zudem steht die Strom- immer in Konkurrenz zur Wärmegewinnung. Es ist schlichtweg nicht möglich im Winter Strom zu generieren, wenn wir die ganze erzeugte Energie für Wärme benötigen.

Fazit:

Zusammengefasst sind die einzelnen Ziele mehr als ambitioniert. Nur mit einem massiven Ausbau in PV kommen wir unseren Zielen näher. Ob Stromgewinnung aus Geothermie die Lösung ist, ist mehr als fraglich. Sie kann unserer Ansicht dazu beitragen, wird aber mit PV allein nicht ausreichen, genügend regenerative Energie in Oberhaching zu erzeugen. Was es braucht – vor allem für die Wintermonate – sind Windkraftanlagen. Es führt kein Weg daran vorbei.

Durch die Produktion von Energieerzeugungsanlagen vor unserer Haustüre helfen wir nicht nur dem Klima, wir machen uns ein Stück weit unabhängiger vom Ausland und können sogar monetär durch Bürgerbeteiligung profitieren.

Bis 2040 ist es nicht mehr lang. Durch die Entscheidung des RPV und ohne Windkraftanlagen ist es noch fraglicher geworden, wie die THG Ziele erreicht werden sollen. Es müssen jetzt Alternativen gefunden, oder die RPV Entscheidung korrigiert werden und ein ambitionierter Maßnahmen- und Methodenplan zeitnah folgen, ansonsten bleibt der Oberhachinger THG Plan ein Papiertiger und wertvolle Zeit verstreicht, die wir nicht mehr haben, wenn wir wenigstens das 2 Grad-Ziel einhalten wollen.

 

Was könnten sinnvolle Schritte sein:

1. Ein 1000–PV–Dächer–Programm wie in Grünwald
2. Die Planung und den Bau von 30 ha PV- Freifläche mit Bürgerbeteiligung bis 2030 (haben wir den Platz?)
3. Korrektur der RPV Entscheidung und die Planung und den Bau von 3 WKAs
4. Den schnellen Ausbau der Wärmeversorgung durch Geothermie auf 90% aller Haushalte bis 2023, wie in der Nachbargemeine Unterhaching. (den Ausbau haben wir. Die Anschlüsse fehlen!)

 

Bündnis 90 / Die GRÜNEN Oberhaching

Nachtrag: Selbst Papst Franziskus verweist in seiner Enzyklika Laudation si 2015 darauf, wie entscheidend Klimaschutz sei.

https://de.wikipedia.org/wiki/Laudato_si%E2%80%99

 

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